Über die Laute Г, К, Х, Ж, Ш, Ч, Щ und Ц

Diese Buchstaben und die mit ihnen verbundene Laute verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit. Warum? Weil diese Buchstaben Ihnen das Leben mit dem Russisch-Lernen schwer machen. Je mehr wir über diese Buchstaben und ihre Laute wissen, umso leichter ist es für uns, viele Regeln nachzuvollziehen und sie sich zu merken.

Jeder russischer Konsonant ist entweder hart oder weich. Das heißt, die Konsonanten bilden im Russischen zwei Reihen: eine weiche Reihe und eine harte Reihe. Wir haben als Laute н und н‘, л und л‘, м und м‘, б und б‘ usw. Für jedes Paar gibt es aber – zum Glück! – nur einen Buchstaben. Ein н steht sowohl für den weichen  als auch für den harten Laut. Und dennoch sind es verschiedene Laute. Im Deutschen haben die Konsonanten eine mittlere Position. Nicht so im Russischen: das harte н ist viel härter und das weiche н ist merklich weicher, als das deutsche n.

Wie schon früher gesagt, werden nach den harten Konsonanten die Vokalbuchstaben  а, э, ы, о, у und das Zeichen ъ geschrieben. Nach den weichen Konsonanten werden die Vokalbuchstaben я, е, и, ё, ю und das Zeichen ь geschrieben.

Der Buchstabe й steht für den einzigen Konsonanten in der ganzen Konsonantenreihe, der nur weich ist.

Die  Konsonanten Г, К, Х, Ж, Ш, Ч, Щ und Ц bilden nicht zwei eindeutige Reihen in Bezug auf hart und weich. Man kann sagen, dass für diese Laute der Prozess der Polarisierung in harte und weiche  anders verlaufen ist, als bei den restlichen Konsonanten.

Als г, zum Beispiel, in den Wortstämmen vorkam, die weich empfunden wurden, ist daraus ein ж geworden.

Aus к ist ч hervorgekommen.

Aus х ist ш geworden.

Auch ц ist aus к entstanden.

Der Laut щ ist auch aus anderen Lauten gebildet.

Das heißt, dass im Sprechen die Laute Г, К und Х hart bleiben sollten und die Laute Ж, Ш und Ч mit ihnen Paare bilden sollten.

So erklärt sich, warum im Russischen eine Verkleinerungsnachsilbe im  einem Wort einen Lautwechsel herbeiführt: рука – ручка, нога – ножка, ухо – ушко. (Arm-Ärmchen, Bein-Beinchen, Ohr- Öhrchen)

Allerdings, sind die Laute Г, К und Х doch nicht für immer hart geblieben. Sie „wandern“ in die Richtung, die ihnen lange verwehrt war. Es ist eine Tendenz in der Sprache zu bemerken, alle Laute in Paaren hart und weich zu haben. Diese Tendenz hat schon in Bezug auf Г, К und Х einen kleinen Erfolg erzielt: früher musste man diese Laute mit ы schreiben. Jetzt macht man es nur in den ausländischen Worten. Die Lautfolge кы, гы, хы ist nicht mehr im Russischen erlaubt.

Dagegen „wandern“ die Laute ш, ж und ч in die andere Richtung: zum Hartwerden.

Schon jetzt sprechen wir im Russischen jede betonte жи und ши Verbindung als жы und шы. In den unbetonten Lagen sprechen wir es weicher aus, als in der betonten, also niemals hart. Der Prozess des Hartwerdens ist in Bezug auf ш und ж noch nicht abgeschlossen. Von daher darf man auch nicht sagen, dass die Konsonanten ш und ж immer hart sind.

Leider sagt man gewöhnlich, dass die Konsonanten ш, ж, ц immer hart sind. Und die armen russischen Kinder bekommen in der Unterstufe eingetrichtert, dass sie nicht ihrer eigenen feinen Wahrnehmung  glauben sollen, sondern dem, was das Schulbuch sagt. Und alle Schulbücher bis in die Universitätsbücher wiederholen es: ш, ж, ц sind immer hart! Wenn es so wäre, dann hätte eine Rechtschreibreform solche Wörter wie мышь, рожь, тушь, гуашь  schon längst verändern müssen, denn das Weichheitszeichen nach dem ш und ж hätte keinen Sinn mehr gemacht. Wir würden auch nicht mehr делаешь, пишешь usw. mit Weichheitszeichen am Ende schreiben. Ebenso würden wir auch nicht mehr хороший, хорошего schreiben, sondern vielleicht хорошого. Wir würden nicht mehr учительницей, sondern учительницой schreiben.

Das Gleiche gilt auch für ч und щ. Sie sind auf dem Wege hart zu werden. Man darf diese Buchstaben niemals mit den Buchstaben ю und я schreiben, weil diese Laute schon als erhärtet erleben werden.

Also bitte denkt und nehmt selbst wahr und glaubt nicht gleich jedem Schulbuch ohne es geprüft zu haben!

Über die Konsonanten (2)

Die russischen Konsonanten werden in der Aussprache viel deutlicher  als deutsche  nach stimmhaft und stimmlos  unterschieden. Das deutsche „b“  ist für das russische Ohr nicht stimmhaft genug. Für das deutsche Ohr besteht der besondere russische Akzent zum Teil darin, dass die Russen, die Deutsch sprechen, nicht genügend die Laute „b“, „d“, „g“ usw. abdämpfen. Und umgekehrt, der deutsche Akzent im Russischen äußert sich darin, dass diese Laute mit weniger Stimme ausgesprochen werden als es die Russen tun.

Die Konsonanten, die die Paare bilden sind:

stimmhaft         stimmlos
б                        п
в                        ф
г                         к
д                        т
ж                       ш
з                        с
Folgende  Konsonanten sind nur stimmhaft: й, л, м, н, р
Nur stimmlos sind: х, ц, ч, щ
Im Alphabeth verteilen sich die Konsonanten (mit kleinen Ausnahmen) folgendermaßen:
Zuerst stehen die stimmhaften Konsonanten, die einen Paarkonsonanten haben: б, в, г, д, ж, з,  dann die stimmhaften paarlosen Konsonanten: й, л, м, н, р,  dann die stimmlosen, die ein Paar bilden: п, ф, к, т, ш, с, dann die stimmlosen Konsonanten ohne Paar: х, ц, ч, щ.

ъ und ь zählen heute auch zu den Konsonanten. Sie sind keine Konsonanten. Ursprünglich waren sie reduzierte Vokale ohne eindeutigen Färbung.  Heute sind es Zeichen, die uns zeigen, ob der vorangehende Konsonant hart oder weich ist.

Man muss bemerken, dass in Wirklichkeit  die Konsonanten х, ц und щ ein stimmhaftes Paar haben, nur dass es im Alphabet keine Buchstaben für diese Laute gibt. Diese Laute sind ursprünglich weniger im nördlichen und östlichen Teil Russlands verbreitet. Meist sind sie in südlichem und westlichem Teil zu hören.
Dem stimmlosen х entspricht der Laut, den die Ukrainer im Wort   „говорю“ aussprechen. Das ist ein „h“ mit viel „g“ drinnen. Als eine Dialekterscheinung gibt es diesen Laut in Sibirien,  dort wo die Aussiedler aus den westlichen Teilen Russlands leben.
Dem stimmlosen ц entspricht ein Laut „дз“, wie ihn die Weißrussen oft gebrauchen. Dieser Laut kann man auch oft in Sibirien  in den Aussiedlerdörfern hören.
Der Laut щ hat ein stimmhaftes Paar, der  – wer hätte das gedacht! – in der Literatursprache gebraucht wird. Die Norm schreibt uns vor, das Wort „дождь“   als  „дожжь“ auszusprechen. Die  moskauer Sprechweise tut es auch so. Die sibirische  und die nördliche Sprechweise gebraucht dagegen entweder „дождь“ oder sogar «дошш».
Der Laut   ч  in seiner stimmhaften Variante gibt es in Englisch (jet, jeans usw.) Im Russischen wird dieser Laut nicht gebraucht. Die Russen transliterieren diesen Laut als „дж“.

Über die Konsonanten

Die russischen Konsonanten sind entweder hart oder weich. Deswegen haben wir im Russischen immer mit so genannten harten und weichen Wortstämmen zu tun.  Wie erkennen wir einen harten Konsonanten? Die Russen können es hören. Wenn wir unser Hören schulen, werden wir es auch können.
In der Schriftsprache erkennen wir die harten Konsonanten daran, dass nach ihnen die Buchstaben а, э, ы, о, у  und ъ oder die anderen Konsonanten geschrieben werden. Nach den weichen Konsonanten werden die Buchstaben я, е, и, ё, ю  und ь geschrieben.

Hart +     а, э, ы, о, у, ъ

Weich +    я, е, и, ё, ю, ь

So klingt für den Russen „ня“ weich und  „на“ hart.

Sieben Konsonanten sind nicht eindeutig hart oder weich.
Beim Schreiben unterliegen sie der so genannten  г, к, х – Regel:
г, к, х, ч, ш, щ, ж      dürfen nicht  mit      ы, я, ю     geschrieben werden.  Statt dessen werden sie mit    и, а, у    geschrieben.

Daraus resultiert, dass die gesamte (!) russische Deklination parallele Bildungen aufweist: hart und weich.

Und die Laute г, к, х, ч, ш, щ, ж   werden  immer für die gemischt aussehende Deklinationen sorgen .

Es wäre ein Irrtum, die Buchstaben я, е, и, ё, ю, ь als „weichmachende“ zu bezeichnen. (Übrigens tun dies viele Schulbücher!) Denn auch die Analphabeten, die Russisch sprechen, machen in ihrer Aussprache einen Unterschied zwischen den hart und weich ausgesprochenen Lauten. Das Phänomen der harten und weichen Laute ist hochinteressant. Die russischen weichen Konsonanten sind weicher, und die harten sind härter als die mitteleuropäischen Konsonanten. Es fehlt die mittlere Positionierung der Zunge beim Sprechen.